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Wie ein Deutscher erstmals versucht, die Edelknollen am Kap anzubauen

Schwarzer Trüffel aus Südafrika gibt es nicht? Gibt es doch – wenn auch in vergleichbar geringen Mengen. Ein Deutscher hat die Edelknolle erstmals am Kap angebaut und erste Trüffel geerntet. Im nächsten Jahr soll das Exportgeschäft in Schwung kommen.

Aufgeregt schnüffelnd zieht Bonnie an ihrer Leine. Die Hündin ist hochkonzentriert. Ihre Schnauze gleitet dicht über den Boden. Nach ein paar Minuten scharrt sie neben dem Stamm einer kleinen Eiche. Ein runzeliger, schwarzer Trüffel kommt zum Vorschein. “Was für ein gutes Mädchen”, ruft Hundetrainer Trevor Norris verzückt. Bonnie bekommt einen Hundekuchen.

Die speziell für die Trüffelsuche abgerichtete Bonnie und ihr Hundepartner Clyde haben in dieser Trüffelsaison, die auf der Südhalbkugel von Juni bis September dauert, bereits 27 der Feinschmeckerknollen erschnüffelt. Sie sind effizienter als jedes Trüffelschwein, sagt Volker Miros, der Gründer von “Woodford Truffels”, dem ersten Unternehmen, das in Südafrika schwarze Trüffel züchtet.

Trüffelhund auf der Suche nach den Edelknollen

Wie viele Trüffelexperten weltweit hat der gebürtige Stuttgarter schnell erkannt: Hunde haben genauso gute Nasen wie Schweine und dazu kein Interesse, die Trüffel zu essen.

Bis zu 9000 Euro pro Kilogramm Trüffel

Trüffel wachsen in vielen Regionen der Welt, von England bis Neuseeland und sogar in China. Doch die Schlauchpilze kommen nur in kleinen Mengen vor und nicht alle sind von gleicher Qualität. So ist der weiße Alba- oder Piemont-Trüffel, der hauptsächlich in Italien wächst, am begehrtesten. Er wird für satte 3000 bis 9000 Euro pro Kilogramm gehandelt. Perigord-Trüffel, die vor allem in Frankreich, Italien und Spanien vorkommen, kosten 1000 bis 3500 Euro pro Kilo. Am günstigsten ist der Sommertrüffel mit 200 bis 600 Euro pro Kilogramm.

Der planmäßige Anbau der Delikatesse ist bislang aber nur vereinzelt gelungen, denn die begehrten Trüffel geben der Wissenschaft noch viele Rätsel auf. Miros will es trotzdem versuchen. Er hat sich in Südafrika auf die Zucht des Perigord-Trüffels spezialisiert. Er entdeckte die Liebe zu frischen Pilzen bereits in seiner Kindheit. Jeden Sonntag ging er mit seinem Großvater zum Pilzesammeln in den Wald. “Dann wurden die frischen Pilze klein geschnitten und zum Sonntagsbraten dazugegeben. Das ist ein Geschmack und Geruch, den man nie vergisst”, sagt der stämmige 75-Jährige.

Das richtige Klima für die Feinschmeckerknollen

Als Miros mit 14 Jahren mit seinen Eltern nach Südafrika auswanderte, geriet das Pilzesammeln zunächst in Vergessenheit. Er heiratete, bekam Kinder und zog eine Film-Produktionsfirma auf. Erst als die Familie 1979 eine abgelegene Farm in den Cederbergen in Südafrikas Provinz Westkap kaufte, schloss sich der Kreis. Auf dem Farmland lebten vor rund 300 Jahren Buschmänner, die dort auf Felsen ihre Malereien hinterließen. Miros begann, sich für den Lebenswandel der Buschmänner zu interessieren. “Zu ihrer Nahrung gehörte eine mit Trüffeln verwandte Tuberart, die sie “i-Nabba” nannten”, erklärt Miros. Daher müsse die Gegend um seine Farm das richtige Klima haben, um die Feinschmeckerknollen anzubauen, dachte er.

Im Jahr 2005 begann Miros, seinen Traum umzusetzen. Er flog mehrfach mit seinem Sohn Paul nach Italien und Spanien, um dort von Trüffelexperten zu lernen. Vater und Sohn importierten im Dutzend wertvolle Perigord-Trüffel, um daraus einen Sporenmix zu entwickeln. Die Tuber wachsen in Symbiose mit den Wurzeln verschiedener Wirtspflanzen.

Trüffelfarmer Volker und Paul Miros im Gewächshaus

Perigord-Trüffel, die schwarzen Diamanten der Küche, gedeihen besonders gut an Eichen. Über vier Jahre entwickelte Miros “ein Geheimrezept”, mit dem er Eichenwurzeln “impft”. Im Jahr 2009 war es endlich so weit. Miros startete offiziell die Firma “Woodford Truffels”, nach dem Geburtshaus seiner Frau benannt, und startete seine erste Trüffelplantage.

Miros Farm “Goedgedacht” (“Gute Idee”) nahe der Ortschaft Op die Berg liegt inmitten von orange-roten Felsblöcken auf 1100 Meter Höhe in den kargen Cederbergen. In schwülen Gewächshäusern keimen sterilisierte Eicheln in feuchten Erdbetten. Wer hier ein- und ausgeht, muss zunächst seine Schuhsohlen desinfizieren. Die Wurzeln müssen ganz grade wachsen, erklärt Miros’ Sohn Paul, als er eine Schutzfolie zurückschlägt. Dann wird die gekeimte Eichel in einen kleinen, dunklen Sack gepflanzt, so dass sich kein anderer Pilz ansiedeln kann.

Mit Trüffelsporen geimpfte Eichenwurzeln

Sobald der Schössling sechs Blätter hat, werden seine Wurzeln mit Trüffelsporen geimpft, aber nur nachdem deren DNA getestet wurde. Miros will sicherstellen, dass seine Plantagen ausschließlich echte Perigord-Trüffel von hoher Qualität produzieren. Dafür hat er einen Experten aus Italien nach Südafrika gebracht, um eine örtliche Laborkraft anzulernen. Nach 18 Monaten in der Baumschule können die Eichen endlich gepflanzt werden. Dann dauert es weitere vier bis sieben Jahre, bis die Bäume erste Trüffel produzieren.

Miros hat das Trüffelgeschäft zusammen mit fünf Bauern auf 50 Hektar Land aufgezogen. Die beteiligten Farmen liegen in einer ähnlichen Klimazone wie “Goedgedacht”. Eine Trüffelplantage braucht für südafrikanische Verhältnisse recht niedrige Temperaturen, einschließlich Frost. Auch der pH-Wert des Bodens und die Feuchtigkeit müssen stimmen.

Ein Team von Spezialisten steht den Landwirten täglich zur Verfügung, um sicherzustellen, dass die Bäume richtig wachsen, um ein Maximum an Trüffeln zu liefern. Zu dem Team gehört ein Förster, der sich jeden Baum regelmäßig anschaut. “Es macht keinen Sinn, Trüffelbäume einfach zu verkaufen, denn es braucht viel Erfahrung, um sie richtig zu pflegen, und zwar über Jahrzehnte”, erklärt Miros. “Wir haben das Know-how, die Farmer das Land.”

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