Urlaub

Into the Wild – eine Reise in die Wildnis Südafrikas

Man hatte mich gewarnt. Und der Fairness halber solltet auch ihr es vorab wissen: Südafrika trifft einen mitten ins Herz. Und Phinda ganz besonders. Dass der Name des Wildschutzreservats in der Sprache der Zulu „Rückkehr“ bedeutet, kann einfach kein Zufall sein – denn wer einmal hier war, der will am liebsten sofort wieder zurück.

Es ist kaum fünf Uhr, als ein Klingeln durch die Stille des Buschs fährt. „Guten Morgen!“, meldet sich Dylan Royal am Telefon. Die Stimme unseres Rangers klingt so fest und fröhlich, dass es kaum noch schwerfällt, sich aus dem herrlich weichen Bett zu schälen – verheißt sein Anruf doch: Gleich geht es los auf den nächsten Game Drive! Schon allein die große Schiebetür zum Badezimmer zu öffnen kommt einer kleinen Safari gleich. Durch die großzügige Fensterfront beobachten Nyala-Antilopen und Paviane gespannt meine Morgentoilette.

Unsere Gruppe trifft sich am Jeep und steigt hastig auf. Dylans Euphorie ist längst auch auf uns übergesprungen. Er schärft unseren Blick für die Details, weist mit der gleichen Hingabe auf tellergroße Tatzenabdrücke wie auf kaum erkennbare Insektenspuren im Sand. Zeigt uns winzige Blüten ebenso beeindruckt wie den mächtigen, 2000 Jahre alten Baum mit dem Namen „Lebombo Wattle“. Entdeckt den kleinsten Vogel im dichtesten Gewächs. Unser Weg führt uns quer durch das 28555 Hektar große private Wildschutzgebiet Phinda in KwaZulu-Natal, durch Grassavannen, Akazienwälder, Buschland.

Phinda Homestead liegt mitten im Reservat. Die luxuriöse Lodge fügt sich im Stil eines Busch-Farmhauses nahtlos in die Natur ein – und auch ihr Interieur ist so natürlich wie möglich gehalten. In den vier Doppelzimmern, die bis zu acht Gäste mit vier Kindern gemeinschaftlich mieten können, treffen die Muster und Materialien der Zulu auf zeitgenössisches Design: Um die frei stehende Badewanne, über die jedes Zimmer neben Außenbad und eigener Terrasse verfügt, tanzen Vorhänge aus zu Sternen gebundenem Schilf. Nguni-Kuhfelle dienen als Teppich, handgeflochtene Körbe setzen auf Marmor- und Terrazzo-Tischen traditionelle Akzente. Und auf der großzügigen Veranda, die alle Zimmer miteinander verbindet, wird modern interpretierte südafrikanische Küche serviert.

Komfort und Abenteuer liegen im „Homestead“ ganz nah beieinander: Badet man im Pool, suhlen sich wenige Meter entfernt die Warzenschweine im Wasserloch. Sitzt man abends bei einem eiskalten Gin Tonic am Lagerfeuer, versuchen die Frösche, das Gespräch mit ihrem Gequake zu übertönen. Das Team aus Ranger, Spurenleser, Butler und Koch gibt einem dabei stets das Gefühl, beschützt und unter Freunden zu sein. Begeisterungstrunken berichten wir ihnen, welche Tiere uns heute begegnet sind: Geparden! Giraffen! Zebras! Der Artenreichtum Phindas ist überwältigend. Doch hinter der beeindruckenden Vielfalt steckt harte Arbeit: Als der Reiseveranstalter &Beyond im Jahr 1990 dreizehntausend Hektar ausgelaugtes Farmland kaufte, war dort von den Big Five keine Spur mehr. Erst mit den Jahren konnten Löwen, Elefanten, Büffel, Nashörner und Leoparden wieder angesiedelt werden. Die Bestände zu schützen und sie im Gleichgewicht zu halten ist ein Fulltime-Job. Und jeder, der hier lebt und arbeitet, trägt merklich eine tiefe Leidenschaft für die Flora und Fauna Südafrikas in sich.

So auch Biologin Charli De Vos, die uns nach dem Dinner durch die Nacht zur Sodwana Bay begleitet. Die Bucht an der Ostküste Südafrikas ist einer der seltenen Orte, an dem Meeresschildkröten ihre Eier ablegen. Wir fahren im offenen Wagen – links von uns die Sanddünen, rechts die schäumende Gischt des Indischen Ozeans. Im Gesicht die kalte und doch weiche Meeresbrise. Konzentriert folgt mein Blick dem Licht der Taschenlampe, mit der Charli in den Sand leuchtet. Die Fährten der Schildkröten sehen aus wie Reifenspuren, die aus dem Wasser kommen, hatte sie erklärt. Schon nach wenigen Metern bremst sie ab. Wir haben Glück: eine Karettschildkröte. Langsam und leise nähern wir uns dem etwa einen Meter großen Tier, darauf bedacht, es nicht zu stören.

Plötzlich leuchtet das Licht einer weiteren Taschenlampe. Peter Jacobs stößt zu uns, ein Wissenschaftler, der sich dem Schutz der Meeresschildkröten verschrieben hat. Er streicht ihr über den Panzer. „Willst du sie anfassen?“ Ich zögere, strecke dann aber die Hand aus und befühle vorsichtig die Haut zwischen Panzer und Hinterflosse. Sie fühlt sich überraschend zart an – weich und doch belastbar. Ehrfürchtig sehe ich zu, wie diese Gigantin nun wieder Richtung Wasser kriecht. Sie stöhnt vor Anstrengung, hält vor jeder Bewegung inne und holt tief Luft. Tränen laufen das weise dreinblickende Gesicht herunter. Es ist ein langwieriger, kräftezehrender Prozess – allein dabei zuzusehen erschöpft. Tief atme ich die salzschwangere Luft ein, die das Tier umgibt. Als es endlich das Wasser erreicht, fühle ich Erleichterung. Sie hat es geschafft. Doch ihre Jungen, die in rund 60 Tagen schlüpfen werden, haben den schwersten Weg vor sich: Die winzigen Schildkröten müssen es aus ihrem Nest ins Wasser schaffen, vorbei an weißen Geisterkrabben und heimtückischen Meeresvögeln. Im Meer drohen ihnen dann Fische, Haie, Plastikmüll. Nur eine von tausend wird das Erwachsenenalter erreichen.

Auf unserer Fahrt zurück ins „Homestead“ versinken wir in demütigem Schweigen. Was für ein wahnsinniges Glück wir hatten, einen solchen Moment mitzuerleben! Wer nach Phinda reist, wird schnell feststellen, dass es dort bei Weitem nicht bei einem glücklichen Augenblick bleibt – dieser magische Flecken Erde wartet nur darauf, uns den Atem zu rauben. Wir müssen es nur zulassen.

Quelle: www.elle.de/suedafrika
Photocred: www.calvendo.com

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