Sie schmunzelt jedes Mal, wenn sie die Altona Fischerei in Woodstock sieht. Miriam Baumgarten hat Hamburg mit Kapstadt getauscht und fühlt sich in ihrer Wahlheimat angekommen.
1. Wer ist Miriam Baumgarten und was macht sie aus?
Miriam Baumgarten ist seit ziemlich genau drei Jahren in Kapstadt und kommt ursprünglich aus Hamburg. Sie ist freundlich und schätzt die kleinen Dinge im Leben. Ihre Einstellung ist: Lebe jeden Tag als wäre es dein letzter.
2. Wie bist du auf Kapstadt gekommen? Es gibt andere Städte mit Meer und Berg.
Kapstadt ist zufällig meine Wahlheimat geworden. Zum Ende meines Studiums habe ich mich bei dem ASA Programm beworben. Das ASA Programm entsendet jedes Jahr junge Leute in Projektpraktika überall auf der Welt und ich fande das Projekt in Kapstadt am spannendesten. Glücklicherweise habe ich das Praktikum auch bekommen. So habe ich mich in Kapstadt verliebt. Nach Ablauf des Praktikums, zurück in Deutschland, hatte ich solche Sehnsucht und habe Pläne geschmiedet, um wieder nach Kapstadt zu kommen. Und hier bin ich.
3. Was genau macht dein Leben in Kapstadt aus?
Ich habe jeden Tag Energie und freue mich morgens auf den neuen Tag.
Ich liebe die Sicht auf das Meer und die Berge. Am Abend gehe ich gern an der Sea Point Promenade laufen und gucke mir den Sonnenuntergang an. Am Wochenende geht es auf einen der Berge, an den Strand oder auf eines der umliegen Weingüter zum Wine-tasting. Ich liebe die Weinvielfalt, ganz nach dem Motto: „Life is too short to drink bad wine.“ Es wird immer viel gelacht und alles nicht so ernst genommen. Ich lebe jeden Moment.
4. Du arbeitest mit Menschen und deren Wünschen, hier in Kapstadt Fuss zu fassen. Was ist das besondere an deiner Arbeit und welche Highlights gibt es?
In meinem Job bei Intergate Immigration treffe ich auf viele sehr interessante Menschen. Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ein Visum für Südafrika benötigen. Für viele ist es ein Traum, hier zu leben. Manche müssen Jahre warten und unzählige Hürden auf sich nehmen, um diesen Traum zu verwirklichen. Ich helfe diesen Menschen dabei. Für mich ist es ein absolutes Highlight, jemandem zum Beispiel das Permanent Residenz Zertifikat zu übergeben oder ihm mitzuteilen, dass er in seinem Traumland die nächsten 5 Jahre arbeiten darf oder sein Business eröffnen kann.
Ich weiss wie es sich anfühlt, da ich auch lange auf mein Visum warten musste. Diese emotionale Berg- und Talfahrt ist nicht einfach, doch die Freude umso größer, wenn die erlösende Mitteilung der Genehmigung kommt.
5. Nervt es dich, wenn du siehst, dass Träume zerstört werden, weil Visaanträge abgelehnt werden?
Es nervt mich nicht, es macht mich eher traurig. Ablehnung ist immer unschön und für die meisten Menschen hängen Träume daran, aber auch Geld, Familie und Beziehungen. Es nervt mich eher wenn ich sehe, dass Visa Anträge abgelehnt werden und die Begründung einfach unfair oder ungerecht ist. Für viele Menschen ist dieser Prozess eine emotionale Belastung und wenn es dann an einem Bearbeitungsfehler seitens der Behörden eine Ablehnung gibt, ist es oft nicht nur ärgerlich, sonder auch zeit- und kostspielig.
6. Siehst du dich als als Kapstädter oder als Hamburger?
Weder noch. Ich bin aus Hamburg, meine Wahlheimat ist Kapstadt. An manchen Ecken fühle ich mich an Hamburg erinnert, zum Beispiel in Woodstock: Dort gibt es Altona Fisheries. Ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn ich daran vorbeikomme.
7. Was können die Deutschen am Besten von den Südafrikanern lernen und andersherum?
Die Deutschen können jede Menge von den Südafrikanern lernen. Gelassenheit zum Beispiel und das Leben nicht so ernst zu nehmen. Hier sagt man so schön „it’s not a train -smash“. Man benötigt nicht immer Regeln für alles – das Leben funktioniert auch gut, wenn nicht alles strukturiert ist und seine Ordnung hat.
Die Südafrikaner können von den Deutschen lernen, dass Dinge auch erledigt und Deadlines eingehalten werden sollten. Also, sie könnten die Balance zwischen Gelassenheit und Effizienz finden.
8. Beste Gegend in Kapstadt?
Ich lebe und liebe Sea Point. Es hat für mich alles was ich brauche. Hinterm Haus gehe ich hiken, vor dem Haus ans Meer und gucke in den Sonnenuntergang. Anschließend in eines der zahlreichen Restaurants oder Bars. Ich brauche morgens 10 Minuten zur Arbeit und stehe so gut wie nie im Stau.
Zum Weggehen empfehle ich die Bree Street in der Innenstadt. Zum stöbern und shoppen Lower Main Road in Observatory oder Albert and Victoria Road in Woodstock.
9. Mal ganz ehrlich: Was vermisst du aus der Heimat?
Meine Familie, Freunde und Glühwein mit Schnee auf dem Weihnachstmarkt.
10. Wenn jemand neu nach Kapstadt kommt, was soll unbedingt gemacht werden? Und was kann man sich sparen?
Wer zwischen November und April hier ist, sollte unbedingt zu einem der Summer Sunset Concerts in Kirstenbosch gehen. Vollmond Wanderungen auf den Lions Head mit Picknick sind auch ein absolutes Muss. Es ist ein unglaublich magischer Moment, wenn die Sonne auf der einen Seite des Berges im Meer versinkt und auf der anderen Seite sich der Mond hinter den Bergen hervorschiebt, gleichzeitig erleuchtet Kapstadt bei Nacht. Ich liebe es.
Samstags lohnt sich ein Besuch auf einem der Märkte – Old Biscuit Mill, Hout Bay Market , the Palms Market in Woodstock oder auch der Flea Market in Milnerton.
Die Long Street ist meiner Meinung nach überbewertet, außer das Cafe Lola’s, welches ich jedem Besucher oder Kapstädter empfehlen kann.
